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Über uns

Renske und Julia in einer >Türschwelle mit Licht im Hintergrund

Es gibt diesen einen Moment, als wir uns die Hand drauf gegeben haben. Er ist schon etwas länger her, wir haben zu der Zeit beide als angestellte Bestatterinnen im selben Betrieb gearbeitet. Dort hatten wir uns auch kennengelernt: Zufällig zwei Monate nacheinander bekamen wir die Chance, in diesem Bestattungsunternehmen als Hilfskräfte anzufangen.

Erst einmal ausprobieren und gucken, ob das, dieser Job und der Umgang mit Verstorbenen, überhaupt zu uns passt. Dabei haben wir beide im Bewerbungsgespräch für diesen Minijob schon darauf bestanden, dass wir alle Bereiche kennenlernen möchten – und dass wir unbedingt Bestatterinnen werden wollen.

Zum Glück hat man uns wirklich gelassen. Wir durften viel lernen und testen und mitmachen und bekamen schon bald durch einige personelle Veränderungen des Unternehmens die Gelegenheit, erste eigene Schritte als Bestatterinnen zu gehen.

So ähnlich diese Anfangszeit für uns beide war, so unterschiedlich sind allerdings unsere Beweggründe für den Jobwechsel gewesen.

Julia und Renske in einem Bestattungswagen

Julia war Vertrieblerin in einem international agierenden Unternehmen, hatte mit Kunden auf der ganzen Welt zu tun und verkaufte sehr erfolgreich Stellenausschreibungen und Kampagnen. Ursprünglich hatte sie mal Geisteswissenschaften studiert, war dann durch verschiedene Jobs bei Stiftungen und Agenturen zuerst in Shanghai und dann in der Schweiz gelandet, bevor es für sie nach Hamburg ging. Und dann verkündete ihr Bruder, dass er beim Auslandssemester in Mexiko Carolina kennengerlernt hatte – Julias neue Schwägerin. Und da war sie natürlich neugierig: Stimmte es wirklich, dass in Mexiko auf den Gräbern getanzt und gefeiert wird?

Durch die Unterhaltungen mit Carolina und die Beschäftigung mit der mexikanischen Sterbekultur fiel ihr auf, wie steif und hölzern wir in Deutschland mit dem Thema Tod umgehen – gerade in Bayern, wo Julia einen großen Teil ihrer Kindheit verbracht hat. Aber auch sonst: Unsere Gesellschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten das Sterben, den Tod und vor allem den Umgang damit verlernt.

Nun ist klar, dass man nicht einfach eine fremde Kultur woanders hin verpflanzen kann. Aber Julia glaubt, dass wir uns da wieder etwas zurückholen können, was früher auch hier üblich und normal war.

Und das findet auch Renske. Bei ihr war es allerdings ein eigener Verlust, der schlussendlich dazu geführt hat, dass sie heute als Bestatterin arbeitet. Ihre Oma starb in der Nacht, zu der Stunde, in der sich ihre Tochter ziemlich plötzlich und eigentlich zu früh auf den Weg machte – ein richtiger Tür-auf-Tür-zu-Moment. Und Renske ist da weder spirituell noch esoterisch unterwegs. Durch diesen Zusammenfall konnte sie sich allerdings nicht richtig von ihrer Oma verabschieden. Sie war im Krankenhaus beschäftigt, während 500 km entfernt an der niederländischen Grenze ihre Oma kurz drauf beerdigt wurde, wie es eben Tradition war.

Und eigentlich fiel Renske diese verpasste Trauer auch erst Jahre später wieder ein, als sie ein Interview mit dem Berliner Bestatter Eric Wrede im Radio hörte. Zu der Zeit hatte sie schon fast zehn Jahre in Kommunikations- und Marketing-Abteilungen von Konzerthäusern und Orchestern gearbeitet und wusste, dass sie das nicht mehr ewig machen wollte.

Und als dann auch noch die Pandemie kam und Renskes Job nur noch aus „Verschoben“-Aktualisierungen von Veranstaltungswebsites bestand, machte sie sich auf die Suche und fand die Hilfskraftstelle.

Das mit dem Hand-drauf-Geben kam dann ein paar Jahre später. Weil wir einfach noch zu viele Ideen und Flausen im Kopf haben, wie man dieser sehr verstaubte Bestattungsbranche ein bisschen auf die Füße helfen kann. Damit es wieder normal wird, darüber zu sprechen. Und damit alle wissen, auf was sie sich da einlassen (müssen). Keine Klischees, kein „Das-macht-man-so!“, sondern ganz viel Verstehen von Bedürfnissen. Und niemals Verurteilen. Es gibt kein richtiges oder falsches Abschiednehmen und jede Frage und Entscheidung ist erlaubt.